Veröffentlicht am

Hakan Yakin am ZWÖLF-Fest

hakanbild

«Ich denke halt schneller als die anderen»

Damit rechneten wohl die wenigsten: Dass Hakan Yakin auf einem Podium genauso brilliert wie einst auf dem Fussballplatz. Mit viel Coolness und Selbstironie zog der letzte echte Schweizer Zehner bei unserem Jubiläumstalk die rund 200 Gäste in seinen Bann. Wir präsentieren euch hier noch einmal Yakins beste Pointen.

Hakan Yakin über das immer höhere Tempo im Fussball:
«Ich merkte das in meinen letzten Jahren bei Bellinzona. Die Jüngeren waren viel athletischer. Aber ich denke halt schneller als die anderen. Das hat mir geholfen, dass ich noch etwas länger Fussball spielen konnte.»

… den Traumpass gegen Celtic:
«Das tönt jetzt vielleicht arrogant, aber… nein, so etwas kann man nicht lernen.»

… darüber wie er sich auch als der nicht Lauffreudigste im Nachwuchs durchsetzen konnte:
«Wenn ich mal nicht spielte, kam meine Mutter und sagte, ich soll die Mannschaft wechseln.»

… ob er bei den Junioren jeweils auch 17:0 gewonnen habe:
«32:0! Der Bruder schoss acht Tore, ich zwölf.»

… über die Zeit als junges Talent:
«Mein Bruder Ertan Irizik spielte bei Basel und St. Gallen. Dann kam Muri. Und dann war schon ein gewisser Druck da, als es hiess: Es gibt doch noch einen, der besser ist als die anderen beiden.»

… die famose Youtube-Kabinenszene:

«Das war auswärts gegen Aston Villa. Ich erhielt den Ball, bekam ihn aber nicht unter Kontrolle. Der Ball ist mir… Es war ein schlechter Pass. (Schmunzelt) Gross wollte, dass ich direkt zu Koumantarakis weiterspiele. Dabei sagte ich es ihm doch: Trainer, ich hatte den Ball nicht unter Kontrolle! Das war witzig.»

… sein heutiges Verhältnis zu Gross:
«Vor zwei Jahren bot mir Christian Gross das Du an. Damit habe ich mein Ziel erreicht.» (Lacht)

… jene Trainer, die den besten Draht zu ihm hatten:
«Ich hatte einige Trainer, die genau gewusst haben: Montag bis Mittwoch etwas die Beine hochlagern, Donnerstag bis Freitag ein bisschen ins Abschlusstraining und dann am Samstag parat sein. (Lacht) Nein, ich mache natürlich nur Spass. Andere Spieler liefen für mich, damit ich den Unterschied machen konnte. Klar war das Konditionelle oder das Defensive nicht immer meins, aber im Grossen und Ganzen waren die Teamkollegen zufrieden mit mir.»

… die Trainings unter Felix Magath:
«Es ist noch schlimmer, als die Leute erzählen. Mein erstes Training dort lief so: Zuerst mussten wir Stäbli holen, bringen, holen, bringen. Eine Stunde lang. Dann gab es noch ein 11 gegen 11, wo ich mich nicht mal mehr aus dem Mittelkreis herausbewegen konnte. Es ging nichts mehr. Später im Hotel bestellte ich das Essen per Telefon, ich schaffte es nicht mehr ins Restaurant runter.»

… den nächsten Yakin:
«Ich hoffe das wird mein Sohn, der ist jetzt 7. Aber heute heissen die Vorbilder ja Messi, Ronaldo, Neymar. Diesen Fussball à la Yakin oder Maradona, den gibt es heute nicht mehr.»

… die Zeit in Katar:
«Es war sehr heiss. (Schmunzelt) Das Niveau kann man vergleichen mit der 1. Liga in der Schweiz. Was das Leben betrifft: Wenn Dubai eine Weltstadt wie Zürich ist, dann ist Doha eher wie Schwamendingen, ein Dorf. Das war weniger interessant, ich war mehrheitlich am Golf spielen. Mein Bruder war mal zwei Wochen dort und fragte nach einer Woche, ob ich nicht wieder Lust habe aufs Fussballspielen. Ich muss hier auch Ottmar Hitzfeld danken, der mich wieder für die Nati aufbot. Darum bin ich nach Luzern zurückgekehrt. Ansonsten wäre ich wohl länger weggeblieben.»

… auf die Frage aus dem Publikum, was er in zehn Jahren mache:
«Was machst denn du in zehn Jahren?»

… darüber, was er von der Ära Streller, Frei, Ceccaroni in Basel erwartet:
(Zögert) «Gibts da einen Joker? Dieser Job als Sportchef ist nicht so einfach. Das ist sehr komplex. Ich weiss nicht, ob in so einer Position Pipi, der jetzt ein Jahr nicht viel gemacht hat… Alex hat’s ja versucht in Luzern und gemerkt, wie schwierig das ist. Ok, in Basel ist’s einfacher, da hat man das Budget. Aber ich gönne es ihnen, das ist sicher eine tolle Aufgabe. Auch mit Raphi Wicky als Trainer, das finde ich… spannend. Man sieht’s dann Ende Saison, wie’s rausgekommen ist.»

 

Unser Jubiläums-Talk mit Hakan Yakin zum Nachschauen (ab 6:50). Leider mit Aussetzern (Internet-Verbindung war so lala), aber als Digital Immigrants lernen wir stets dazu.

Posted by ZWÖLF – Fussball-Geschichten aus der Schweiz on Freitag, 5. Mai 2017

abowerbung