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Die Blacky-Story

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Ein Weltstar als Generalvertreter
Es war nicht der einzige Wirbel, den ­Blacky 1989 verursacht hatte. Bruno Schwarz wählte seine Werbeträger gut aus. Im Tennis spielte etwa der Schweizer Heinz Günthardt mit seinen Produkten. Und im Fussball hatte er Uli Stielike ­einen Vertrag unterbreitet. Der deutsche Europameister von 1980 wechselte am Ende des Jahrzehnts von Real Madrid zu Neuchâtel Xamax, Schwarz rüstete ihn aus und beschäftigte ihn als Generalvertreter seiner Firma in Spanien. Später wurde Stielike sogar in den Verwaltungsrat berufen. 1989 hatte er aber noch eine ganz andere Aufgabe – diejenige des Schweizer Nationaltrainers. Und damit entstanden auch Probleme. Die Schweiz war damals von Adidas ausgerüstet. Diese wollte nicht, dass Stielike mit der Marke Blacky fürs Nationalteam auftrat, und Blacky wollte seinen Mann nicht in Waren des grossen Konkurrenten sehen. Nach einigen hitzigen Wochen im Sommer 1989 entstand der Kompromiss: Stielike trat im Rahmen des Nationalteams weder mit Blacky noch mit Adidas auf, sondern neutral. Die Verhältnisse waren aber längst zerrüttet. Am Ende der Saison kündigte der deutsche Hersteller den Vertrag über rund 400 000 Franken jährlich fristlos. Das Blacky-Pferd sprang ein.

Der Vertrag mit dem SFV zeigt gut, worin der Schweizer Produzent Blacky Vorteile hatte. Durch den nahe gelegenen Standort konnte die Firma schnell Aufträge von grossen Kunden aufnehmen und ausführen. So geschah es mit dem Fussballverband. Blacky hatte einen Termin in Bern mit dessen Exponenten. Zugegen war auch der Blacky-Marketingleiter, niemand Geringeres als Christian Gross, der damals erste Erfahrungen als Trainer in Wil sammelte und daneben mit grossem Engagement die junge Trikotmarke anpeitschte. Nach drei Stunden war der lukrative Vertrag mit dem SFV unter Dach und Fach. Und schnell ging es weiter: Schon einen Tag später präsentierte Blacky dem Verband den Entwurf für die neue Ausrüstung. Die wenigsten haben sie vergessen. Es war diejenige mit dem grossen Schweizer Kreuz auf dem Bauch und vielen, vielen Streifen, quer und diagonal. Man ist geneigt, zu sagen, dass es manchmal vielleicht etwas gar zu schnell ging mit dem Design.

5 Millionen in Flammen
Und schnell kam auch der Untergang. Statt wie geplant den Branchenriesen den Kampf anzusagen, schlitterte das Unternehmen in grosse Probleme. 1990 übernahm Bruno Schwarz eine angeschlagene Produktion für Bademode, die aber schliesslich auch für Blacky zur Belastung wurde. Ein Jahr später verspekulierte sich der umtriebige Unternehmer, indem er ein unrentables Sportzentrum für 6,5 Millionen Franken ersteigerte und auch dieses nicht mehr in Schwung brachte. Schwarz, der zu besten Zeiten Herr über 20 Aktiengesellschaften war und ein Kapital von rund 20 Millionen gehabt haben soll, geriet immer mehr ins Schleudern. Am ­­
23. September 1993 vermeldete die «Neue Zürcher Zeitung» den Konkurs der Blacky Holding und zweier Tochtergesellschaften. Die Zeitung «Cash» berichtete im darauffolgenden Mai von einem Finanzloch von geschätzten 20 bis 30 Millionen Franken. Es bestünden Lohnausstände für entlassene Mitarbeiter von rund einer halben Million Franken, und Schwarz habe Betreibungen in Höhe von rund 8 Millionen Franken am Hals. Zudem wurde er verdächtigt, Lagervorräte in eine neue Firma übernommen zu haben und der alten so Vermögen entzogen zu haben. Schwarz stritt ab, dass er aus der Liquidation der Ware nur selber verdient habe. Wenige Tage vor einem Liquidationsverkauf Ende Mai 1993 entstand ein Brand in einem Lager in Münchwilen. 150 000 Badehosen, Trainingsanzüge und andere Kleidungsstücke wurden zerstört, gut ­
5 Millionen Franken gingen in Flammen auf. Die Thurgauer Kantonspolizei stellte Brandstiftung fest. Gefasst wurden die Täter nie. Das Blacky-Pferd sprang nicht mehr.