Miami Vice auf Rasen
Keine Trikots verkörperten den Zeitgeist vor 25 Jahren so gut wie diejenigen von Blacky. Die Schweizer Textilfirma trieb es bunt – nicht nur auf den Shirts.
Text: Michele Coviello
Nicht einmal der Hintern blieb verschont. Die Designer von Blacky entdeckten auch diesen als Arbeitsfläche – so gross war ihre Lust, mit Mustern zu spielen, mit Farbtönen Kontraste zu setzen. Deshalb mussten auch die Shorts des FC Wettingen in der Saison 1989/90 für eines ihrer Experimente herhalten. Das linke Hosenbein hell-, das rechte dunkelblau. Und als wäre das nicht genug, zeichneten sie kurzerhand noch eine Tasche auf die rechte Pobacke. In kontrastierendem Blau, versteht sich.
Es war die Zeit der leuchtgelben Stirnbänder und der Schlabberhosen mit Ethnomustern. Und Blacky brachte diese Farben und Designs der späten 80er- und frühen 90er-Jahre in die Turnhallen und auf die Fussballplätze der Schweiz. Neonviolett war plötzlich nicht mehr nur eine Extravaganz für den Abend in der Disco oder ein Privileg für die Stars aus «Miami Vice». Hunderte von Amateurkickern im ganzen Land schlüpften nun auch am Sonntagmorgen in die flippigen Shirts aus Schweizer Fabrikation und hätten glatt mit einer Tanzgruppe von DJ Bobo verwechselt werden können.
Was wir heute belächeln, war damals aber innovativ. «Die Muster waren schon ein wenig diskutabel», sagt Jörg Stiel. Der damalige NLA-Goalie des FC Wettingen ist heute selber in der Sportartikelbranche tätig. Auf seinen pinkfarbenen Torwartpullover von Blacky sei er damals nicht besonders gestanden. Aber aus heutiger Sicht sei die Marke einen Schritt voraus gewesen. «Farblich war Blacky top. Die hatten fast etwas Futuristisches.»
Der Visionär dahinter hiess Bruno C. Schwarz. Der Aargauer aus Hägglingen baute in der Ostschweiz Ein- und Mehrfamilienhäuser. Daneben interessierte er sich für den Sport und nutzte ihn rege als Werbeträger seines Unternehmens. Er unterstützte Radfahrer, übernahm Patronate, trat als Sponsor an Sechstagerennen auf, wo die meisten Fahrer in Ausrüstungen von Descente auf den Sattel stiegen. Und irgendwann dachte sich Schwarz: Wieso nicht selber eine Marke kreieren?
Ein starkes Nischenprodukt
1984 entstand in Anlehnung an seinen Nachnamen die Blacky Modedesign in Wil. Ein Pferd im Logo setzte zum Sprung an. Die erste Kollektion erstellte Schwarz für den Radsport. 100 000 Franken, das war der überschaubare Umsatz. Doch danach hob das Pferdchen ab. Die farbenfrohen Stoffe mit guter Schweizer Qualität fanden Absatz. Laut der Zeitung «Cash» setzte Schwarz 1991, nur sieben Jahre nach der Gründung, 32 Millionen Franken um. Damit war Blacky ein starkes Nischenprodukt, eine Alternative zu den damaligen Marktführern Adidas und Puma – wenngleich noch weit von ihnen entfernt.
Der schnelle Aufstieg gelang nicht nur dank dem Radsport. Daneben begann das Unternehmen Ausrüstungen für Tennis, Fussball, Eishockey, Unihockey und viele weitere Teamsportarten zu fabrizieren. Schwarz bediente sich dabei eines Verfahrens, das er aus der Produktion der Velobekleidung kennengelernt hatte: des Thermodrucks. Früher war es üblich, den Fussball-Dress zu beflocken oder zu besticken. Das bedeutete, dass jedes Element in getrennten Schritten auf den Stoff aufgetragen wurde. Für Sponsor, Vereinslogo und Herstellermarke waren somit drei Arbeitsgänge nötig. Nicht so mit dem Thermodruck. Man zeichnete das gesamte Design auf Papier und druckte dieses direkt auf den Stoff.
Besonders im Eishockey fand das Verfahren Anklang, wo zahlreiche Sponsoren die Leibchen bevölkern und sogar der Kragen des V-Ausschnitts als Werbefläche genutzt wird. So produzierte Blacky etwa mehrere Jahre lang die Leibchen des SC Bern. In dieser Zeit entstanden die unterschiedlichsten Exemplare der Trikot-Kunst. Das SCB-Shirt aus dem Jahr 1988 zeigt schwindelerregende farbige Wirbel auf Brust, Rücken und beiden Ärmeln. Ein Eishockey-Blog bezeichnete diese Reliquie als «bizarr», «seltsam», als einen «unerklärlichen Angriff aufs Auge». In Kontrast dazu steht aber die äusserst geschmackvolle Ausrüstung aus der Saison 1991/92. Auf fast schon künstlerische Art ziert ein brüllender Bär die Brust. Ein Sujet, das sich selbst heute, 20 Jahre später, noch gut auf dem Eis tragen liesse.