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Auswärtsfahrer

Die Kurve gekriegt

Wer wie viele Zuschauer ins heimische ­Stadion lockt, ist ­allseits bekannt. Wir ­zeigen nun, wer die meisten Auswärtsfahrer ­mitbringt und empfängt. Die Unterschiede sind enorm. Ein Artikel aus ZWÖLF #71.

Text: Silvan Kämpfen

Sich als Spieler bei den mitgereisten Supportern zu bedanken, ist manchmal Party, manchmal ein Spiessrutenlauf, aber immer Ehrensache. Jedes Wochen­ende nehmen Tausende von Fans viele Stunden und Kilometer auf sich, um ihren Verein auch auswärts zu unterstützen.

Noch während der Spiele geben die Klubs jeweils die offizielle Zuschauerzahl bekannt. Diese besteht aus den verkauften Billetten und weicht aufgrund der fernbleibenden Saisonabo-Besitzer oft von der tatsächlichen Besuchermenge ab. Selbstverständlich registrieren die Vereine aber auch, wie viele Personen exakt die Drehkreuze passiert haben. Auf Anfrage von ZWÖLF haben sie freundlicherweise die genauen Besucherzahlen in den Gästesektoren für jedes Spiel der Hinrunde 2018/19 zur Verfügung gestellt.

Selbstverständlich sind wir uns auch bewusst, dass viele Auswärtsfahrer die Spiele nicht im Gästesektor besuchen. Die Sympathien der Tribünenbesucher zu erfassen, ist aber nicht möglich. So bleibt es bei dieser Annäherung an das Phänomen Auswärtssupport.

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Lesebeispiel: 753 Fans des FC Basel waren beim Auswärtsspiel in Luzern im Gästesektor. Umgekehrt pilgerten 345 Luzern-Fans in den St.-Jakob-Park. Graue Zahlen: Spiele unter der Woche. Unterschiede zwischen Spielen am Samstag oder Sonntag sind nicht signifikant.

Lugano: weite Reise, wenig Leute
Lugano hat nicht nur die klar kleinste Auswärtsfahrtgemeinde. Ins Cornaredo wollen auch am wenigsten reisen. Beides kann damit erklärt werden, dass Lugano (zusammen mit Sion und vor St. Gallen) die grösste Distanz zu den anderen Spielorten aufweist. YB oder Luzern etwa haben es pro Match nur halb so weit.

Die Maladière: Ort der Sehnsucht
Würde Xamax wieder absteigen, fänden das viele schade. Denn die Maladière gewinnt den Preis des beliebtesten Ausflugsziels. Ein schön gelegenes, schmuckes Stadion mit uneingeschränkter Sicht vom Gästesektor aus dürfte dazu beitragen. Ansonsten hängt die Lust auf eine Auswärtsfahrt offensichtlich stark von der Entfernung des jeweiligen Stadions ab.

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FCZ: massiger Kurventourismus
Der FC Zürich führt das Ranking der Auswärtsfans klar an. Und das obwohl die 4074 Gästefans im Derby gegen GC nicht ein­gerechnet sind. Auffallend ist zudem, dass der FC Basel auch auf den Gästerängen die Young Boys an sich vorbeiziehen lassen musste. Der Abstand zu den restlichen Teams ist riesig. Weil es sich bei den Zürcher Derbys um keine Auswärtsspiele im eigentlichen Sinn handelt, wurden diese für die Berechnung des ­Durchschnitts nicht berücksichtigt.

GC: Hauptsache nicht im Letzigrund
Es zeigt sich, dass in Zürich die beiden Kurven ein enormes Gewicht haben – oder dass der FCZ und GC aufgrund der mangeln­den Attraktivität des Letzigrund viel mehr Heimfans haben müssten. Den klaren dritten Platz belegt hier der FC Luzern. Lugano ist wiederum Schlusslicht.

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Zur Berechnung haben wir die obigen Gästesektor­zahlen von den offiziellen Gesamtzuschauerzahlen abgezogen. Diese Heimfan-Zahl haben wir dann im Verhältnis zu den Auswärtsfahrern gesetzt. Die Zürcher Derbys wurden bei der Berechnung ­wiederum nicht berücksichtigt.


Dieser Artikel erschien in ZWÖLF #71, der Ausgabe vom März 2019, erhältlich am Kiosk und im Abo.